Stadt bittet um Teilnahme an Umfrage zum Schutz vor Gewalt
Jetzt mitmachen:
Die „Istanbul-Konvention“ ist ein völkerrechtlicher Vertrag, den der
Europarat 2011 ausgearbeitet hat und der im August 2014 in Kraft
trat. Sie schafft verbindliche Rechtsnormen, mit deren Hilfe Gewalt
gegen Frauen und vulnerable Personengruppen verhütet und
bekämpft werden sollen. Alle Unterzeichnerstaaten müssen die
Gleichstellung der Geschlechter in ihren Rechtssystemen verankern,
diskriminierende Vorschriften abschaffen, Hilfsangebote verbessern
und die Menschen über Bildungsangebote für Gewaltschutz
sensibilisieren.
Die Stadt Freiburg unterstützt die Istanbul-Konvention und will bei
ihrer Umsetzung die Zivilgesellschaft vor Ort mit einbeziehen. Dafür
haben die Kommunale Kriminalprävention und die städtische
Statistikstelle Mitte Juni eine Umfrage zum Gewaltschutz gestartet.
Sie ist an Personen jeglichen Geschlechts ab 16 Jahren gerichtet.
Bisher haben bereits 1.300 Personen daran teilgenommen.
Die Umfrage besteht aus drei Teilen. Die Befragten entscheiden,
welche sie beantworten können bzw. wollen, da sich darunter auch
Fragen aus Täter- und Opferperspektive befinden. Die Beantwortung
dauert insgesamt 10 bis 20 Minuten. Neben dem Sicherheitsgefühl
im Wohnumfeld und im Quartier wird nach Bedarfen und Ideen zu
spezifischen Angeboten zum Gewaltschutz gefragt. Auch
Zivilcourage und das eigene Erfahren oder gar Ausüben von Gewalt
werden thematisiert. Besonderes Augenmerk liegt auf
geschlechtsspezifischer Gewalt.
Die kommunalen Anlauf- und Beratungsstellen möchten erfahren, ob
ihre Hilfsangebote für alle Personen in Freiburg ausreichend bekannt2
und passend sind. Bei Interesse können Befragte sich auch über
vorhandene Hilfen informieren.
Nach einer Zwischenauswertung der städtischen Statistiker in
Abstimmung mit der Kriminalprävention zeichnen sich bereits erste
Tendenzen ab:
Innerhalb des letzten Jahres hat rund ein Drittel der Befragten
Gewalt in der Öffentlichkeit beobachtet bzw. miterlebt.
Als Hinderungsgründe, in diesen Fällen nicht selbst eingegriffen zu
haben, werden vor allem „die Sorge um die eigene Gesundheit“,
„konnte nicht so schnell reagieren“ und eine zu große räumliche
Entfernung zum Geschehen genannt.
Über konkrete Gewalterfahrungen berichtet nur eine Minderheit der
Teilnehmenden: Am ehesten kam es vor, dass Befragte in den
letzten 12 Monaten grob angefasst, gestoßen oder getreten wurden.
Von Schlägen, Ohrfeigen oder gar Angriffen mit Waffengewalt wird
nur selten berichtet
Sexuelle Belästigungen werden in unterschiedlichen Ausprägungen
insbesondere von jungen Frauen erfahren. Überwiegend gingen sie
von männlichen (fremden) Personen aus.
Über die Hälfte der Befragten ist relativ gut über Anlaufstellen bei
Gewalterfahrungen im Akutfall informiert.
Nach Beobachtung der Kriminalprävention werden bei gewalttätigem
Verhalten private Hilfen (Freundeskreis, Familie) öfter in Anspruch
genommen als lokale Hilfeangebote. Wenn professionelle Hilfen
beansprucht werden, dann meist in Therapien; teilweise ist aber nicht
bekannt, an wen man sich wenden kann, um Verhaltensmuster zu
durchbrechen. Daher nennt die Übersicht lokaler Hilfeangebote auch
die Anlaufstelle „gegen-gewalt-tätig“ für Erwachsene und das
Nachbarschaftswerk mit seinem Anti-Aggressivitätstraining für junge
Menschen, die zu Gewalt neigen.
Die Umfrage läuft noch bis Ende September. Ihre Initiatoren rufen
alle Freiburgerinnen und Freiburger zum Mitmachen auf. Die
Teilnahme ist ab 16 Jahren möglich. Je diverser die Teilnehmenden,
desto aussagekräftiger sind am Ende die Ergebnisse.
Hinweis an die Redaktionen: QR-Code zur Bewerbung siehe Bild