Berlin, Berlin! Wir waren in Berlin!

Es war eine sehr informative Fahrt mit vielen guten Gesprächen und geselligen Anteilen!

Wie berichtet waren 7 Mitglieder des MMBs der Einladung unserer Bundestagsabgeordneten, Chantal Kopf, gefolgt. Am 3. April ging es zusammen mit Café Mosaik, Wahlkreis 100 % und weitere mit dem Zug nach Berlin.

Direkt nach der Ankunft im Hotel (Kreuzberg, nahe Neukölln) ging es zum Gendarmenmarkt zum Essen. Die einzelnen Mitreisenden konnten sich erstmal kennenlernen und austauschen. Recht früh am nächsten Tag ging es in den Bundestag. „Ging“ hieß mit dem eigens für uns organisierten Bus fahren. Unsere Reisebegleiterin, Dorothée, konnte beinahe zu jedem Haus und zu jeder Kreuzung, an welchen wir vorbeifuhren, etwas erzählen. Ihre humorvollen wie informativen Beiträgen trugen sehr zum Gelingen dieser Reise bei.

Um in den Bundestag zu gelangen, mussten alle durch eine Kontrollschleuse, ähnlich wie am Flughafen. Da tauchten schon die ersten Schwierigkeiten auf: Die Mitglieder von Wahlkreis 100 % mussten nicht nur ihre stetig mitgetragene Wahlurne der symbolischen Wahlen deponieren, sondern sie mussten auch ihre „Ich wohne hier – Ich wähle hier“-T-Shirts ausziehen. Diese seien Ausdruck einer politischen Demonstration und im „hohen Haus“ nicht erlaubt. Im Plenarsaal wurden wir über die demokratischen Prozesse, die letztenendlich zur Verabschiedung neuer Gesetze führen, informiert. Das Zusammenspiel zwischen Regierung, Ausschüssen, Bundestag und Bundesrat war für die meisten neu. Wer weiß schon, wer Gesetzesvorhaben einbringen darf und wann der Bundesrat gefragt wird? Dieser Bundesrat hat überigens einen ständigen Sitz im Bundestag, rechts neben den Sitzen der Bundestagspräsidentin und ihrer Stellvertretungen.

Die anschliessende Besichtigung der Kuppel des Reichstags war freilich auch unvergesslich. Chantal Kopf konnte danach zwar nur per Video zugeschaltet werden, das ist allerdings verständlich, wenn man ihr Arbeitspensum kennt: 20 bis 22 Sitzungswochen pro Jahr in Berlin. Also in etwa jede zweite Woche. Sitzungen bis spät in die Nacht bzw. früh am Morgen (2 Uhr!) und weitere Sitzungen ab 7 Uhr morgens am (nächsten) Tag. Vielleicht sollte der Bundestag ein Gesetz über den gesundheitlichen Schutz der Abgeordneten verabschieden… Und in den sitzungsfreien Wochen des Bundestages muss sie sich um ihren Wahlkreis kümmern. Also… die Abgeordneten haben keine 40-Stunden-Woche… Wir konnten ChantalKopf unsere Fragen stellen, die in einem früheren Beitrag auf dieser Homepage angegeben wurden. Sie sagte uns, dass sie die Themen schon präsent hätte, in der Koalition sei es aber nicht einfach diese zu platzieren, denn sowohl FDP aber auch SPD hätten andere Sichtweisen als die Grünen. Als Obfrau im EU-Ausschuss des Bundestages setze sie sich auch dafür ein, dass auf europäischer Ebene die Belange von Migrant_innen verbessert werden. Die Frage von Yrgalem Abreha, inwieweit die Einwanderungspolitik vereinfacht und vor allem gleichberechtigt für alle asylsuchenden (insbesondere junge) Menschen gestaltet werden könnte, beantwortete Chantal Kopf wie eine erfahrene Politikerin: verallgemeinernd und ausweichend. Und zur Eindämmung der Fluchtursachen bezog sie sich nur auf den Klimawandel, sicherlich eine der Ursachen, die uns zukünftig immer mehr beschäftigen wird, aber es gibt auch andere…

Am Nachmittag gewanen wir Einblicke in dem Alltagsleben der ehemaligen DDR in der Kulturbräuerei (Prenslauer Berg) und am Abend machte sich eine kleine Delegation auf den Weg nach Zehlendorf, einer Einladung des dortigen Migrationsbeirats folgend. Siehe hierzu der nächste Beitrag.

Und schon ging es am nächsten Tag mit dem Bus und der heiteren Dorothee weiter, dieses Mal Richtung Futurium (sehr interessant, die Ausführungen über Demokratien der Zukunft, Welt- oder Klimapass!), Landesvertretung Baden-Württemberg und Bundeskanzleramt. Viele wussten nicht, dass jedes Bundesland eine Vertretung in Berlin hat. Diese sind das Bindeglied zwischen dem jeweiligen Land und dem Bundesrat. Der Besuch des Bundeskanzleramtes war sehr eindrücklich. Wer bekommt schon den Kabinett-Saal zu sehen? Dort wird Deutsche Politik gemacht. Und mit Hilfe der „Rohrpost“ werden Unterlagen innerhalb des Kanzeleramts verschickt… Herrn Scholz haben wir aber nicht zu Gesicht bekommen…

Die Abende und der Stadtrundgang am nächsten Tag haben wir auch für das Kennenlernen und den Austausch unter uns benutzt. Die Reise in Berlin endete im Humbold-Forum, ein geschichtlich bedeutender Ort, dessen Wiederaufbau vielfach kritisiert und heiß diskutiert wurde. Auch das ist ein Teil des Berliner Lebens.

Die Rückreise im Zug nach Freiburg war geprägt vom fröhlichen Austausch (u. a. mit Sonnenblumenkernen nach arabischen Tradition) miteinander. Ein Thema, das heiß diskutiert wurde: Was ist Integration? Das war „reisezeitfüllend“! Schliesslich waren diese vier Tage in Berlin nicht nur informativ, sondern sie haben auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Teilnehmenden untereinander gefördert.

Chantal Kopf organisiert drei Mal pro Jahr solche Reisen. Diese sind sehr zu empfehlen!